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Beitrag vom 02.12.2008
Vicky Cristina Barcelona
Anna-Lena Berscheid
Nach "Scoop" und "Match Point" dreht Woody Allen nun schon den dritten Film mit seiner Lieblingsschauspielerin Scarlett Johanson. Die romantische Komödie ist ab 04.12.2008 im Kino zu sehen.
Vicky (Rebecca Hall) und Cristina (Scarlett Johanson) sind, schenkt man dem Märchenonkel aus dem Off Glauben, beste Freundinnen, die einen Sommer lang gemeinsam fernab der amerikanischen Heimat in Barcelona verbringen. Von ihrer Gastgeberin Judy (Patricia Nash) zu einer Vernissage ausgeführt, lernen sie den glutäugigen Künstler Juan Antonio (Javier Bardem) kennen, von dem Judy nur weiß, dass er eine heißblütige Ehe mit fast tödlichem Ausgang führte. Am selben Abend bietet Juan Antonio den beiden jungen Frauen unvermittelt ein Wochenende in seiner Heimatstadt Oviedo an, inklusive Flug, Verpflegung und Verkehr.
Während Vicky - bodenständig, verlobt und vor allen Dingen vernünftig- die Einladung kategorisch ablehnt, ist Cristina - eine romantische, rastlose und ambitionierte, aber erfolglose Künstlerin - von der Idee, mit dem Fremden nach Oviedo zu fliegen, sofort begeistert. Um ihre in Liebesdingen unstete Freundin vor allzu unangenehmen Erfahrungen mit dem spanischen Künstler zu schützen, nimmt schließlich auch Vicky die Reise auf sich.
Letzendlich ist es nicht Cristina, die mit Juan Antonio das Hotelbett teilt: Während diese mit einem Magengeschwür danieder liegt, verführt der Frauenheld die beschwipste Freundin, die daraufhin tiefe Zweifel an ihrer bevorstehenden Hochzeit hegt. Zurück in Barcelona bandelt Cristina schließlich doch mit Juan Antonio an und zieht zuletzt sogar in dessen kunstvolles Anwesen. Der Sommer könnte so schön sein – wäre da nicht des Malers temperamentvolle Ex-Ehefrau Marie Elena (Penelopé Cruz), die mit einem Paukenschlag das Leben des Pärchens durcheinander bringt und für eine Neuordnung der Bettverhältnisse sorgt.
Zum Regisseur: Woody Allen ist der Regisseur mit einer der umfangreichsten Filmographien unserer Zeit. Nach "Match Point" und "Scoop" ist "Vicky Cristina Barcelona" nun sein dritter Film, den er in Europa und zusammen mit Scarlett Johansson drehte.
Zu den DarstellerInnen:
Penélope Cruz meisterte eine Vielzahl packender Rollen und erwies sich damit als eine der vielseitigsten Schauspielerinnen ihrer Generation. 2006 wurde sie als erste Spanierin für einen Oscar nominiert. Aktuell ist sie neben Sir Ben Kingsley in "Elegy oder die Kunst zu lieben", 2008) zu sehen.
Scarlett Johanson hat sich nach über zehn Jahren im Filmgeschäft, vier Golden Globe-Nominierungen und einem BAFTA als eine der talentiertesten Jungschauspielerinnen Hollywoods etabliert. Für "Lost in Translation" den gefeierten zweiten Film von Regisseurin Sofia Coppola, wo sie neben Bill Murray die weibliche Hauptrolle spielte, erhielt sie glänzende Kritiken und eine Auszeichnung als Beste Schauspielerin beim Filmfestival von Venedig.
Rebecca Hall darf als eines der faszinierendsten jungen Schauspieltalente der Welt angesehen werden. Sie machte auf sich in der Rolle der liebesgeplagten Rosalind in Shakespeares "As you like it" aufmerksam. Demnächst wird Hall als Caroline Cushing in Ron Howards "Frost/Nixon" zu sehen sein, der Adaption eines Bühnenstücks von Peter Morgan über die TV-Interviews, die der britische Talkmaster David Frost mit Ex-Präsident Richard Nixon nach der Watergate-Affäre führte.
Javier Bardem wurde als erster Spanier für einen Oscar als Bester Hauptdarsteller nominiert. Diese Ehrung erhielt er für sein Porträt des kubanischen Dichters und Dissidenten Reinaldo Arenas in Julian Schnabels "Before Night Falls". In letzter Zeit spielte Javier unter der Regie von Joel und Ethan Coen in dem vielgepriesenen "No Country for Old Men". Für die Rolle des furchteinflößenden Anton Chigurh gewann Bardem 2008 in der Kategorie Bester Nebendarsteller einen Oscar.
AVIVA-Fazit: Ménage à trois kann man das verwirrende Beziehungs- und Liebesgeflecht in Woody Allens neuem Film kaum nennen: Beim unwiderstehlichen Latin Lover Juan Antonio werden letztendlich alle Frauen schwach. Dies ist auch das größte Ärgernis am Film: Sämtliche Frauenrollen befinden sich in Abhängigkeitsverhältnissen, aus denen sie keinen Ausweg wissen. Im krassen Gegensatz dazu steht Juan Antonio, der als einziger männlicher Protagonist über jeden Zweifel erhaben Leben und Liebe meistert. Trotz der durch den Erzähler gerafften Geschichte kommen der Zuschauerin die zwei Sommermonate in Barcelona vor wie Jahre. Über die gesamte Filmlänge hin bleiben die Figuren dabei so blass, dass die angebliche Seelenverwandtschaft der beiden Freundinnen Vicky und Cristina nur mit einem ungläubigen Kopfschütteln bedacht werden kann. Und auch bei den anderen Rollen bleibt die Charakterzeichnung Allens eindimensional. Leider können auch die wunderschönen Bilder der Stadt Barcelona und das großartige Ensemble die Belanglosigkeit dieses Filmes nicht wettmachen. Woody Allen schuf mit seinem neuesten Machwerk einen zwar unterhaltsamen, letztlich jedoch vollkommen harmlosen Film, der niemandem wehtut.
Vicky Cristina Barcelona
Spanien/USA, 2008
Regie: Woody Allen
DarstellerInnen: Penélope Cruz, Scarlett Johanson, Rebecca Hall, Patricia Clarkson, Javier Bardem
Concorde Filmverleih
Filmlänge: 96 Minuten
Kinostart: 04.12.2008
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